Rubrik: Umwelt, Wissenschaft
Montag, 14. September 2009, 07:48
Erst vor wenigen Jahren gerieten sie in den Focus der Wissenschaft. Schon jetzt ist klar: Die Ozeanversauerung im Zuge des weltweiten Klimawandels könnte eine ernsthafte Gefahr für sie darstellen. Die Rede ist von Kaltwasserkorallen, die zum Beispiel vor der Küste Norwegens ausgedehnte Riffe bilden
Das Tauchboot "JAGO" wird vom Forschungsschiff "POSEIDON" aus eingesetzt, Foto. K. Hissmann, IFM-GEOMAR
Das Forschungsschiff „POSEIDON" und das bemannte Tauchboot „JAGO" des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) sind dort derzeit gemeinsam unterwegs. Unter der Leitung des Kieler Meeresbiologen Armin Form untersuchen Biologen, Geologen und Paläontologen aus Kiel, der Schweiz und aus Schweden die komplexe Lebensgemeinschaft der Kaltwasserkorallen.
Die „POSEIDON"-Reise, die nördlich des Polarkreises unweit des norwegischen Nordkaps Anfang September begann und Ende September nach letzten Tauchgängen im südlichen Oslofjord in Kiel enden wird, führt die Wissenschaftler zu Korallenriffen, die zwischen 100 und 400 Meter Wassertiefe liegen. Das größte unter ihnen, das sogenannte Røst Reef südlich der Lofoten, hat eine Längsausdehnung von rund 40 km, und die angesteuerten Riffe ganz im Norden sind die bislang nördlichsten Vorkommen. Die Expedition stützt sich dabei auf detaillierte Kartierungsarbeiten vorangegangener norwegischer und deutscher Expeditionen.
Das Tauchboot " JAGO" ist mit hochauflösenden Videokameras zur detaillierten Dokumentation der Lebensgemeinschaft in den Riffen ausgestattet und besitzt einen Greifarm, der eine schonende Beprobung der Korallenstöcke ermöglicht. Zurück in Kiel werden die lebenden Korallenstöcke dann zunächst an ihre neue Umgebung gewöhnt, bevor sie im Rahmen des nationalen Verbundprojektes BIOACID vielseitigen Untersuchungen unterzogen werden, um ihre Wachstumszyklen, Kalkbildungsraten und Toleranzbereiche unter verschiedenen Umweltbedingungen, wie zum Beispiel einer zunehmenden Versauerung des Meerwassers, zu bestimmen. Infos: www.ifm-geomar.de/index.php?id=5369.
Die Kaltwasserkorallen benötigen nährstoffreiche, kalte Gewässer. Sie sind anders als die tropischen Flachwasserkorallen vom Sonnenlicht unabhängig und daher auch in größeren Wassertiefen anzutreffen. Als Kalkskelettbildner ist ihr Vorkommen und Wachstum im besonderen Maße von den physikalischen und chemischen Bedingungen des Meerwassers abhängig. Wie sie im Zuge des Klimawandels auf die zunehmende „Versauerung“ der Ozeane durch erhöhte atmosphärische CO2-Werte reagieren, wird in Kiel an lebenden Korallenstöcken untersucht, die mit dem Tauchboot gesammelt und für Langzeitversuche in speziellen Seewasseraquarien gehältert werden. Bereits seit ein paar Jahren werden in Kiel erfolgreich Untersuchungen an Kaltwasserkorallen durchgeführt, die nur unter kontrollierten Aquarienbedingungen möglich sind.
Schlagwörter: Kaltwasserkorallen, Klimawandel, Norwegen
Kurzlink: