Rubrik: Wissenschaft
Freitag, 20. Oktober 2017, 09:45
Einer Forschergruppe unter Beteiligung der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) ist es jetzt gelungen, mit Hilfe von Drohnen den Blas von Buckelwalen zu untersuchen und so dessen Mikrobiom zu bestimmen. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler kürzlich in einer Studie in der Fachzeitschrift mSystems veröffentlicht
Buckelwal in Gewässern vor Vancouver. Aufnahme von einem unbemannten Hexacopter, Foto © John Durban (NOAA)/Holly Fearnbach (SR3)/Lance Barrett-Lennard (Coastal Ocean Research Institute)
Die Entdeckung des „Mikrobioms" im Wal-Atem könnte bei der Überwachung der Gesundheit von Buckelwalen und anderen Walarten helfen. Wie beim Menschen, so die Wissenschaftler, können die Ansammlungen von Mikroorganismen, die in und auf Walen leben – so genannte Mikrobiome – eine entscheidende Rolle für ihre allgemeine Gesundheit spielen, von der Aufrechterhaltung eines gesunden Immunsystems bis hin zur Bekämpfung von Krankheiten.
„Das Lungensystem ist eine häufige Ursache für bakterielle Infektionen bei Walen", sagt die WHOI-Forscherin Amy Apprill, Hauptautorin der Studie.
„Wir sehen häufig Anzeichen von Atemwegserkrankungen bei gestrandeten und verstorbenen Tieren", fügt Apprill hinzu. „Bisher ist nur wenig über das normale Mikrobiom der gesunden Wale bekannt."
Um eine Probe zu sammeln, benutzen die Forscher traditionell ein kleines Boot, um den Wal zu verfolgen. Sobald sie nah genug dran sind, nehmen sie eine Probe auf, indem sie eine lange Stange mit einer großen Petrischale an ihrer Spitze so nah wie möglich am Blasloch halten. Das funktioniert, beeinflusst und stresst aber die Wale.
Das Team nutzte eine weniger aufdringliche Methode, um die notwendigen Daten für die Beurteilung der Gesundheit von Walen in freier Wildbahn zu sammeln: eine Drohne. Bereits vor zwei Jahren begannen Wissenschaftler mit dem Einsatz von speziellen Drohnen, so genannten „Snotbots“ („Schnodder-Roboter“) – wir berichteten.
„Wir haben die Drohne benutzt, um Luftaufnahmen der Wale zu machen, damit wir die Körperverhältnisse beurteilen konnten", so in NOAA-Forscher John Durban, Mitautor der Studie. „Durch die stabile Flugleistung unseres Hexacopters konnten wir zuverlässig durch den Blas fliegen, ohne die Tiere zu stören." Der Blas wird mit einer sterilen Petrischale eingefangen, die an der Spitze der Drohne befestigt ist.
„Die Wale scheinen nicht zu wissen, dass die Drohne dort ist", sagt Moore, ebenfalls Mitautor der Studie. „Wir wollen die Gesundheit der Wale untersuchen, aber nicht ihr Verhalten beeinflussen."
Es wurden Blas-Proben von zwei verschiedenen Buckelwalpopulationen gesammelt: 17 von Walen in Küstengewässern vor Cape Cod, Ma. und neun von Walen in Gewässern um Vancouver Island, Kanada. Das Team sequenzierte dann das genetische Material in den Proben, um festzustellen, welche Mikroorganismen in den Atemwegen der Wale leben.
„Wir waren überrascht, ein Mikrobiom zu finden, das sich vom Meerwasser sehr stark unterscheidet", so Apprill. „Das ist wirklich aufregend, weil es zeigt, dass wir ein klares Signal von einem Mikrobiom bekommen, das eindeutig vom Wal stammt."
Als nächstes wollen die Forscher den Blas von kranken Tieren untersuchen und Mikroben in ihrem Blas mit denen gesunder Tiere vergleichen.
Infos: www.whoi.edu.
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