Rubrik: Wissenschaft
Montag, 12. September 2016, 10:41
Nicht um alle Korallenriffe der Welt ist es schlecht bestellt. Während vor allem die oberflächennahen Riffe durch den Klimawandel und menschliche Einflüsse bedroht sind, sind die Riffe in größeren Tiefen von ca. 30 bis 80 Metern noch weitgehend intakt
Bild eines Acaricia (Steinkorallen) Riffs in ca. 70 m Tiefe mit der zweiten Version des Kamerasets aufgenommen, Foto: © Viktor Brandtneris, University of Virgin Islands
Das liegt vor allem daran, dass sie in der der Tiefe von den steigenden Temperaturen, UV-Licht und Wellengang geschützt sind. Ihre abgeschirmte Lage und die größere Tiefe bedeuten gleichzeitig, dass wenig über sie bekannt ist.
Was wir wissen ist, dass diese mesophotsichen (meso=mittel, photisch=Licht) Riffe in Tiefen von 30 und 120 Metern Laichgründe für eine Reihe von kommerziell wichtigen Fischarten sind. Da sie in der Regel intakt sind, drängen Wissenschaftler auf bessere Schutzmaßnahmen, um sie zu erhalten.
Allerdings gibt es an diesen Tiefwasserkorallenriffen bisher wenig Interesse. Da man sie von der Oberfläche aus nicht sieht und sie zudem schwer zu erreichen sind sind zudem ihre Standorte weitgehend unbekannt.
„Wie können wir Riffe schützen, wenn wir nicht wissen, wo sie sind?", fragt Viktor Brandtneris von der University of Virgin Islands.
Beispieldaten die mit dieser Methologie erhoben werden (Abbildung von Smith et al. 2016), Grafik: © Viktor Brandtneris, University of Virgin Islands
Seine Suche nach den Standorten der Riffe wird durch die hohen Kosten für die Ausrüstung erschwert, da das Tauchen an solche Tiefseeriffe große Boote und Erfahrung im technischen Tauchen erfordert. Ihm zufolge bleiben einem Taucher bei einer Tiefe von 70 Metern nur 20 Minuten Grundzeit, und jeder Tauchgang ist eine „Hit-and-miss-Affäre“: Manchmal finden sie Korallenriffe, manchmal nur Sand …
So hat Brandtneris beschlossen, eine GoPro-Kamera an einer Leine auf etwa 90 Meter Tiefe ins Meer hinabzulassen und die Riffe zu fotografieren. Dieses Verfahren würde es ihm ermöglichen, größere Areale zu untersuchen und Kosten zu minimieren.
Mit der GoPro Kamera waren er und sein Team in der Lage mehr als 300 Standorte rund um Montserrat in nur 21 Tagen zu erkunden.
Um die Arbeit weiter zu beschleunigen und effektiver zu machen, startete Brandtneris Crowdfunding-Kampagne. Ziel ist es, Mittel für die Anschaffung weiterer Geräte wie elektronische Angelruten, Rollen und Leinen zu generieren. So soll es möglich werden, 90 Meter Leine innerhalb nur einer Minute an die Oberfläche zu ziehen: eine enorme Zeitersparnis. Mit dieser Ausrüstung könnten dann zwei Personen bis zu 70 Standorte an einem Tag evaluieren.
Infos & Crowdfunding: https://experiment.com/…reefs-on-a-budget.
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