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Rubrik: Biologie

Korallen in der Tiefsee passen sich an extreme Sauerstoffarmut an

Mittwoch, 29. April 2020, 10:54

Riffe von Kaltwasserkorallen sind einzigartige Biodiversitäts-Hotspots in der Tiefsee. Um zu wachsen, brauchen Arten wie die Steinkoralle Lophelia pertusa gute Bedingungen. So reagieren sie auf veränderte Sauerstoffgehalte, Temperaturen und pH-Werte im Wasser

Kaltwasserkorallenriff

Kaltwasserkorallenriff mit Lophelia pertusa in 350 Meter Wassertiefe im Zentrum der Sauerstoffminimumzone vor Angola im Südost-Atlantik, Foto: © MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen

Während einer Expedition im Südatlantik hat ein Team von Forschenden des MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen und anderer Einrichtungen aber Kaltwasserkorallen-Riffe entdeckt, die in extrem sauerstoffarmen und eher warmem Wasser gedeihen. Korallen können sich also offensichtlich besser anpassen, als bisher vermutet. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler jetzt in der Zeitschrift Coral Reefs veröffentlicht.

Die Kaltwasserkoralle Lophelia pertusa gehört zu den am weitesten verbreiteten riffbildenden Arten in der Tiefsee. Ihre Verbreitung in Wassertiefen zwischen etwa 200 und 1.000 Metern wird durch verschiedene Umweltfaktoren, wie Konzentration von gelöstem Sauerstoff und Temperatur, gesteuert. Bei einer Expedition mit dem Forschungsschiff „METEOR“ hat das Team an Bord allerdings bislang unbekannte Kaltwasserkorallen-Riffe vor der Küste Angolas entdeckt, die es in dieser Region nicht erwartet hätte. Der Südatlantik ist eine sehr produktive Gegend, wodurch sich dort eine sogenannte Sauerstoff-Minimum-Zone bildet. „Insofern dürfte es nach Lehrbuchmeinung dort keine quicklebendigen Kaltwasserkorallen geben“, erklärt Erstautor Prof. Dierk Hebbeln vom MARUM.

Die Korallen-Kolonien wurden in Wassertiefen zwischen 250 und 500 Metern gefunden. Ihre Größe, so heißt es im Artikel, beweist, dass die Kaltwasserkorallen schon seit vielen Jahren an diesem Standort leben – und offensichtlich vom hohen Nahrungsangebot im Auftriebssystem vor der Küste profitieren. Viel Nahrung kann also das geringere Sauerstoffangebot kompensieren. Das deutet daraufhin, dass sich ökologische Nischen der Kaltwasserkorallen regional unterscheiden. „Die regionale Anpassung der angolanischen Kaltwasserkorallen an solch extreme Bedingungen wirft ein neues Licht auf ihre potentielle Fähigkeit, mit den erwarteten künftigen Umweltveränderungen im Ozean fertig zu werden“, heißt es in dem Artikel. Die Studie legt daher auch nahe, dass ein durch die globale Erwärmung prognostizierter sinkender Sauerstoffgehalt des Wassers allein wohl nicht den bislang erwarteten negativen Einfluss auf Kaltwasserkorallen haben wird. Allerdings wird für die Zukunft auch eine Abnahme der Nahrungszufuhr in die Tiefsee erwartet, was sich das auf die Anpassungsfähigkeit der Korallen auswirken könnte.

Während der Expedition im Januar 2016 wurden von Bord der „METEOR“ Proben genommen und Daten erhoben. Dabei wurde der ferngesteuerte Tauchroboter „MARUM-SQUID“ eingesetzt, eine Meeresbodenmessstation sowie eine CTD-Rosette, die Temperatur, Leitfähigkeit und Sauerstoff misst.

Infos: https://www.marum.de.

Link zur Studie: https://doi.org/10.1007/s00338-020-01934-6.

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