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Rubrik: Wissenschaft

LED-Licht in der Tiefsee – eine ausgezeichnete Idee

Dienstag, 15. November 2016, 09:43

Zwei Mitarbeiter des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel haben beim Ideenwettbewerb Schleswig-Holstein der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH) und der Fachhochschule Kiel den ersten Platz erreicht. Ausgezeichnet wurden sie für ihre Entwicklung von druckfesten LED-Leuchten, die sich schon bei zahlreichen wissenschaftlichen Tiefseeeinsätzen bewährt haben. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Reinhard Meyer überreichte den mit 5.000 Euro dotierten Preis offiziell während eines Festaktes in der FH Kiel am 7. November 2016

Dr. Tom Kwasnitschka und Dipl.-Ing. Jan Sticklus

Dr. Tom Kwasnitschka (li.) und Dipl.-Ing. Jan Sticklus bringen mit ihrer Idee Licht in die Tiefsee, Foto: © Jan Steffen, GEOMAR

Die Tiefsee bedeckt mehr als die Hälfte der Erdoberfläche. Hoher Druck, tiefe Temperaturen und absolute Dunkelheit erschweren ihre Erkundung. Dabei spielen sich dort auch für uns Menschen wichtige Prozesse ab. Viele Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Tsunamis haben dort ihren Ursprung. Die Tiefsee ist ein wichtiger Kohlenstoffspeicher und beeinflusst so das Klima. In den Meeresböden der Tiefsee existieren verschiedenste Rohstoffvorkommen und außerdem gilt die Tiefsee als möglicher Ursprungsort des Lebens. Grund genug, sie genauer anzusehen.

Aufnahme des Meeresbodens im Ostpazifik

Eine Einzelaufnahme des Meeresbodens im Ostpazifik in 4.000 Metern Wassertiefe. Dank der neuen LED-Technik konnten die GEOMAR-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler hunderttausende solcher Bilder erstellen und zu einem riesigen Fotomosaik zusammensetzen, Foto: © AUV „ABYSS“, GEOMAR

Damit das in Zukunft einfacher wird, haben der Diplom-Ingenieur Jan Sticklus und der Geologe Dr. Tom Kwasnitschka vom GEOMAR ein neues Lichtsystem für Unterwassergeräte entwickelt, das leicht, druckfest, korrosionsbeständig und kostengünstig ist. Gleichzeitig erbringt es eine große Lichtleistung. Diese Entwicklung wurde jetzt mit dem ersten Preis des Ideenwettbewerbs Schleswig Holstein der WTSH und der FH Kiel ausgezeichnet.

Als Schirmherr des Wettbewerbs gratulierte Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Reinhard Meyer den Preisträgern: „Diese Idee sollte ursprünglich helfen, grundlegende Fragen zu den Meeren zu beantworten. Sie hat aber auch viele Anwendungsmöglichkeiten für die maritime Wirtschaft. Damit zeigt sie, dass hochkarätige Grundlagenforschung und alltagsnahe Entwicklungen in Schleswig-Holstein Hand in Hand gehen“.

Grundlage der Entwicklung war der Wunsch mehrerer Arbeitsgruppen am GEOMAR, größere Bereiche des Meeresbodens auch optisch zu erfassen. „Bisher übliche Lichtanlagen für die Tiefsee sind wegen des hohen Drucks dort unten auf massive Gehäuse angewiesen. Außerdem benötigen sie viel Energie. Mit diesen herkömmlichen Leuchten konnte man meist nur wenige Quadratmeter Meeresboden ausleuchten“, erklärt Dr. Kwasnitschka.

AUV „ABYSS“

Das AUV „ABYSS“ des GEOMAR ausgestattet mit 24 der neuartigen LED-Leuchten, Foto: © Emanuel Wenzlaff, GEOMAR

Er überlegte gemeinsam mit Jan Sticklus, wie man leistungsstarke und effiziente LED-Lichtquellen ohne Druckgehäuse an Robotern oder autonomen Tauchgeräten einsetzen kann. „Wir haben mit flüssigkeitsgefüllten Varianten angefangen, aber diesen Ansatz wieder verworfen und sind dann auf die vergossene Bauweise gekommen“, sagt der Ingenieur. Die Besonderheit: Mit einem speziellen patentierten Verfahren werden diese LEDs samt Reflektor in hochtransparentem Kunstharz eingebettet. „Die blasenfreie dünnwandige Kunststoffkapselung erlaubt den Einsatz in praktisch jeder Wassertiefe. Es kommt kein Salzwasser an die Elektronik und eine gute Wärmeabfuhr ist gewährleistet“, beschreibt Sticklus die Entwicklung weiter.

Aus 24 dieser eingegossenen LEDs bauten die Beiden ein extrem lichtstarkes, aber gleichzeitig leichtes Blitzsystem für das Autonome Unterwasserfahrzeug (AUV) „ABYSS“ des GEOMAR. Dank der neuen Lichttechnik konnte das AUV beispielsweise im Sommer 2015 mehrere hunderttausend Fotos vom Meeresboden in den Manganknollenfeldern des zentralen Pazifiks erstellen – wir berichteten. „Daraus haben die Kollegen ein hochaufgelöstes Fotomosaik erstellt, das mehrere Quadratkilometer Meeresboden abbildet. Auf diesem Mosaik können sie jetzt präzise die Verteilung der Knollen, aber auch der dort lebenden Organismen untersuchen“, sagt Dr. Kwasnitschka. Die Studien sollen klären, welche ökologischen Folgen der Abbau von Manganknollen in der Tiefsee hätte.

„Darüber hinaus hat das Thema Unterwasserbeleuchtung natürlich auch eine wirtschaftliche Bedeutung. Das reicht von Aquarien bis hin zu Hafen- und Offshoreanlagen. Wir sind gerade dabei, das System für weitere Anwendungen auszubauen“, betont Sticklus, „der Preis im Ideenwettbewerb ist dafür natürlich eine große Motivation. Deshalb freuen wir uns sehr darüber.“

Infos: www.geomar.de.

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