Rubrik: Biologie
Samstag, 21. Oktober 2017, 12:45
Wenn die meisten Leute an Schwämme denken, denken sie an Küchenschwämme oder vielleicht an anmutige Fassschwämme, die rund um Korallenriffe wachsen. Aber in den dunklen Tiefen des Ozeans haben sich einige Schwämme zu tödlichen Raubtieren entwickelt, die kleine, hilflose Beute fangen und verdauen
Dieser fleischfressende Schwamm wurde anhand seiner Fundstelle (Mexikanische Gewässer) Cladorhiza mexicana getauft, Foto: © 2000 MBARI
In einer neuen Studie, die in der Fachzeitschrift Zootaxa erscheinen ist, beschreiben Meeresbiologen drei neue Arten von Raubschwämmen, die in tiefem Wasser vor der Küste von Kalifornien und im Golf von Kalifornien leben.
Die meisten Schwämme sind passive Filtrierer. Sie pumpen Seewasser durch ihre Körper und ernähren sich von mikroskopischen einzelligen Organismen und Bakterien. In den letzten 20 Jahren haben Meeresbiologen entdeckt, dass viele Tiefsee-Schwämme Raubtiere sind. Diese fleischfressenden Schwämme haben sich an die nahrungsarmen Lebensräume angepasst, indem sie größere, nährstoffreichere Beute fangen.
Die drei neuen Arten von Schwämmen ragen wie winzige Sonnenschirme aus dem Tiefseeboden. Sie bestehen aus dünnen, senkrechten Stielen und einer schirmartigen Scheibe als Abschluss. Von der Sonnenschirmkante strahlen zahlreiche lange Filamente in alle Richtungen aus.
Diese Schirme sind Todesfallen für kleine Tiere. Unter dem Mikroskop beobachteten die Forscher an den Filamenten der Schwämme Dutzende von winzigen, garnelenartigen Krebstieren, die in kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Säcke, so genannte „Zysten“ eingebettet waren. Wenn eines dieser kleinen Krebstiere in die Filamente schwimmt, wird es durch winzige Haken gefangen und anschließend vom Körper des Schwamms eingehüllt und langsam verdaut.
Zwei der neu beschriebenen Schwamm-Arten wurden von ferngesteuerten UW-Fahrzeugen (ROVs) in Tiefen von etwa 2.500 bis 4.100 Metern gefimlt. Alle drei neuen Schwämme sind Mitglieder der Gattung Cladorhiza.
Eine der drei neuen Arten, Cladorhiza Kensmithi, ist etwa 20 Zentimeter groß, und verwenden Wurzel-ähnliche Rhizoiden, um ihre Stiele im schlammigen Tiefseeboden zu sichern. Als sie zum ersten Mal beobachtet wurden, gaben die Forscher ihr den Spitznamen „Sputnik Schwamm", da ihre Filamente und große, auffällige Antennenscheiben wie Antennen auf einem Satelliten aussahen.
Im Gegensatz zu dem schlammigen Lebensraum von Cladorhiza Kensmithi lebt der neue entdeckte Schwamm Cladorhiza mexicana auf Tiefsee-Lavaströmen am südlichen Ende des Golfs von Kalifornien. Diese Art kann bis zu 30 Zentimeter groß werden.
Die dritte neue Art, Cladorhiza hubbsi, stammt vom Meeresboden vor Südkalifornien.
Infos: http://www.mbari.org.
Link zur Studie: http://www.mapress.com/j/zt/article/view/zootaxa.4317.2.3.
Schlagwörter: Schwämme, Tiefsee
Kurzlink: