Rubrik: Biologie
Dienstag, 16. Januar 2018, 10:04
Forscher haben im Golf von Kalifornien die Lautstärke einer bestimmten Fischart gemessen: Ihre Rufe sind lauter als startende Flugzeuge. Ihr ohrenbetäubender Lärm kann das Gehör anderer Meeresbewohner schädigen
Der laute Fisch heißt Cynoscion othonopterus, gehört zu den Umberfischen und lebt ausschließlich im nördlichen Golf von Kalifornien. Zur Laichzeit finden sich die Fische zu riesigen Schwärmen von bis zu 1,5 Millionen Fischen auf einer Länge von bis zu 27 Kilometern zusammen. Um Weibchen anzulocken, stimmen die Männchen in einem gigantischen Männerchor enorm laute Balzrufe an: Forscher haben Lautstärken von bis zu 177 Dezibel gemessen – zum Vergleich: Ein startender Düsenjet bringt es auf einen Wert von rund 140 Dezibel.
Damit handelt es sich bei Cynoscion othonopterus um den lautesten jemals gemessenen Fisch. Lauter sind im Meer nur Wale mit einem Schallpegeldruck von bis zu 236 Dezibel pro Sonar-Click. Die Forscher, die Ihre Ergebnisse kürzlich in einer Studie in der Zeitschrift Biology Letters veröffentlicht haben, schreiben: „Das räumlich-zeitliche Ausmaß dieser kollektiven Chöre gehört zu den lautesten Tiergeräuschen im Wasser überhaupt“.
Das massenhafte Laich-Ritual findet alljährlich im Colorado-Delta im April und Mai statt. Ein paar Tage vor und nach Vollmond stimmen die Männchen ihre Balzrufe an, die eine Lautstärke erreichen, die sogar in den Rümpfen kleiner Fischerboote widerhallen und mit dem menschlichen Ohr wahrnehmbar sind.
Die Ursache für den enormen Lärmpegel vermuten die Forscher in der Anpassung der Tiere an ihre Umwelt, die durch trübes Wasser und einen hohen natürlichen Lärmpegel geprägt ist, den sie ganz einfach „überschreien“.
Die enorme Lautstärke, die für das Laichverhalten nützlich scheint, wird dem Fisch allerdings auch zum Verhängnis, da sie von Fischern leicht wahrgenommen werden kann. Cynoscion othonopterus ist stark überfischt und wird auf der Roten Liste der IUCN als bedrohte Art geführt.
Infos: https://fisheries.utexas.edu.
Link zur Studie: http://rsbl.royalsocietypublishing.org/content/13/12/20170656.
Schlagwörter: Golf von Kalifornien, Umberfische
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