TauchJournal - abtauchen im netz
RSS-Feed TauchJournal aud Facebook
» News » Umwelt » Seeaal und Schillerlocke vom Speiseplan gestrichen
Sea Explorers

Rubrik: Umwelt

Seeaal und Schillerlocke vom Speiseplan gestrichen

Dienstag, 22. September 2009, 14:29

(hap) Ein großer Tag für den Haischutz und für alle engagierten Haischützer und Taucher, die gegen die Ausrottung der Haie kämpfen. Ein wichtiges Etappenziel zum Schutz der Haie ist erreicht: Die EU-Mitgliedstaaten haben einstimmig den deutschen Vorschlag angenommen, Dorn- und Heringshaie unter den Schutz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) zu stellen

Räucherwaren aus Herings- bzw. Dornhai: Seeaal und Schillerlocke, Foto: Sharkproject

Räucherwaren aus Herings- bzw. Dornhai: Seeaal und Schillerlocke, Foto: Sharkproject

Beide Haiarten kommen in den kühleren Meeresgebieten der Nord- und Südhalbkugel vor und sind in deutschen Küstengewässern heimisch. Das Fleisch dieser Haie ist unter den Bezeichnungen Schillerlocken und Seeaal eine begehrte Delikatesse. Anders als andere Fischarten wachsen Dorn- und Heringshaie langsam, werden spät geschlechtsreif und haben nur wenig Nachwuchs. Das macht die Bestände besonders empfindlich für Übernutzungen.

Euphorische Freude über diesen wichtigen Schritt zum Artenerhalt der Dornhaie – sozusagen „kurz vor 12" herrscht auch bei der Speerspitze des deutschen Haischutzes, den Aktivisten von Sharkproject. Dr. Andreas Keppeler, der vor wenigen Wochen noch mit Sharkproject-Präsident Gerhard Wegner zu einem Frontalangriff auf europäische Handelsketten geblasen hat, weil Fischfachhandel und Handelsketten trotz der Bedrohung der Dornhaie weiter an dessen Verkauf festhielten und damit für beständige Nachfrage sorgten. Und dies, obwohl es inzwischen gesicherte Erkenntnis ist, dass Dornhaifleisch in Form von sogenannten Schillerlocken hochgradig mit Quecksilber kontaminiert ist. Sharkproject aktivierte zahlreiche Unterstützer und kaufte im ganzen Land Schillerlocken bei unterschiedlichen Händlern ein und lässt sie jetzt in einem chemischen Fachlabor in Lübeck auf ihren Quecksilbergehalt hin untersuchen. „Diese Untersuchung werden wir noch zu Ende führen“ sagte Dr. Andreas Keppeler gegenüber dem Online-Portal Taucher.Net. „Aber die große Freude über diesen unerwarteten Beschluss der EG-Staaten ist sensationell und jagt mir einen richtigen Schauer über den Rücken“. Keppeler weiß, wovon er spricht, denn es waren vor allem die permanenten Aktivitäten der Taucher, koordiniert von Sharkproject, die schließlich auch im Bundesumweltministerium (BMU) dieses Problem in den Fokus setzte.

Auch das BMU setzt sich seit Jahren für den weltweiten Schutz gefährdeter Haie ein. Die Bestände sind in vielen Regionen der Welt und auch vor unseren Küsten überfischt und deshalb stark gefährdet; trotz der geltenden fischereirechtlichen Beschränkungen. 2007 hatte die EU mit einer ähnlichen Initiative bei der letzten Vertragsstaatenkonferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens in Den Haag nur knapp die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit verfehlt. Die Chancen stehen jetzt besser.

Endlich geschützt: der Dornhai, Foto: Sharkproject

Endlich geschützt: der Dornhai, Grafik: Sharkproject

Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen regelt den internationalen Handel mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten und verspricht für beide Arten einen besonders effektiven Schutz. Mit der von Deutschland initiierten Aufnahme in den Anhang II des Abkommens ist kein absolutes Handels- oder Fangverbot verbunden. Ein Handel darf aber nur mit Fang aus solchen Beständen stattfinden, die nach den Kriterien von CITES dadurch nicht beeinträchtigt werden. CITES-Handelskontrollen können auf diese Weise ergänzend zu den Fischerei-Regelungen dazu beitragen, dass die Fischbestände nachhaltig bewirtschaftet und für die nachkommenden Generationen erhalten werden.

Dass nun in der EU völlig überraschend ein einheitliches Votum zustande kam, wiegt umso schwerer, denn bisher hatten sich vor allem Portugal und Spanien gegen Einschränkungen ihrer immensen Fischereiaktivitäten gewehrt. „Dass diese beiden im Haifang mit führenden Nationen nun mitspielten mag vielleicht auch rein wirtschaftliche Gründe haben“, orakelt Dr. Keppeler. “Vielleicht ist es ihnen nur deshalb so leicht gefallen, da es nennenswerte Fänge bei Dornhaien eh kaum noch zu erzielen gibt, die Bestände stehen ja ohnehin kurz vor Null“.

Schlagwörter:

Kurzlink:


TauchJournal-News per Mail abonnieren

RSS-Feed abonnieren RSS-Feed

Diesen Artikel weiterempfehlen:

Ein Kommentar

    Feinschmecker sagt:

    Schade. Die schmecken doch so gut…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.