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Rubrik: Wissenschaft

Tauchergruppe birgt 3.300 Jahre alte Bronzegegenstände aus Fluss

Montag, 18. November 2019, 10:02

Ein Forschungsteam hat im Tollensetal unweit von Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland) 31 ungewöhnliche Objekte entdeckt. Die Forscher vermuten, dass die Funde zum persönlichen Besitz eines bronzezeitlichen Kriegers gehören, der vor 3 300 Jahren auf dem Schlachtfeld starb

Fund

Scrap-metal-Fund, geborgen in der Tollense (Fundplatz Weltzin 28), Foto: Volker Minkus, © Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern

Ein Tauchteam unter Leitung von PD Dr. Joachim Krüger von der Universität Greifswald entdeckte den Fundkomplex, der im Fluss offenbar von Plünderungen verschont blieb. Die geoarchäologischen Untersuchungen wurden von Dr. Sebastian Lorenz von der Universität Greifswald geleitet. Die neuen Forschungsergebnisse sind in einem Aufsatz in der Zeitschrift Antiquity erschienen.

Gürteldose

Mit organischen Einlagen verzierte Gürteldose aus Bronze vom Typ Dabel vom Fundplatz Weltzin 28, Foto: © Joachim Krüger (Universität Greifswald)

Die archäologischen Zeugnisse der europäischen Bronzezeit werden von Siedlungen, Deponierungen und Bestattungen dominiert. Die Entdeckungen im Tollensetal in Nordostdeutschland heben sich davon völlig ab und die dortigen Funde liefern erstmals für Europa den Nachweis eines prähistorischen Schlachtfelds. Mehr als 12.000 menschliche Knochen wurden bereits aus dem Tal geborgen. Die Osteoanthropologin Ute Brinker vom Landesamt für Kultur und Denkmalpflege hat mehr als 140 Individuen identifizieren können; es waren junge erwachsene Männer in guter körperlicher Verfassung. Die Knochen zeigen verschiedene Verletzungen, verursacht durch Nah- und Fernwaffen. Verheilte Verletzungen weisen auf frühere Kampferfahrungen hin. Isotopenanalysen der Zähne deuteten darauf hin, dass zumindest ein Teil der Opfer nicht aus der Region stammt, aber bislang war die Herkunft dieser Kämpfer unklar.

Bronzezylinder

Bronzezylinder aus dem Fundensemble von Weltzin 28, Foto: Volker Minkus, © Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern

Die Tauchergruppe fand eine Reihe von Bronzen in ihrer originalen Fundlage am Flussgrund, darunter eine verzierte Gürteldose, drei Gewandnadeln und Pfeilspitzen. Überraschend konnten auch 31 Objekte mit einem Gewicht von 250 Gramm geborgen werden; sie lagen dicht beieinander. Vermutlich befanden sich diese in einem inzwischen zerfallenen Behälter aus Holz oder Stoff. Zu den Bronzegegenständen gehören ein Pfriem mit einem Griff aus Birkenholz, ein Messer, ein Meißel und weitere Fragmente. Radiokarbondatierungen belegen, dass die Objekte zum Schlachtfeldhorizont gehören. Die Funde wurden in einer Masterarbeit von Tobias Uhlig untersucht. Seine Ergebnisse unterstreichen, dass es in der älteren nordischen Bronzezeit (2000–1200 v. Chr.) im Tollensetal zu einem größeren gewaltsamen Konflikt von überregionaler Bedeutung gekommen ist.

Prof. Dr. Thomas Terberger vom Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen ist begeistert von den aktuellen Funden: „Dies ist die erste Entdeckung persönlicher Gegenstände auf dem Schlachtfeld, die uns Einblicke in die Ausstattung eines Kriegers geben. Die kleinen Bronzefragmente dienten wahrscheinlich als eine Art frühe Währung. Die Neufunde liefern uns auch Anhaltspunkte für die Herkunft der Männer, die an der Schlacht beteiligt waren und es mehren sich die Hinweise, dass zumindest einige der Krieger aus dem südlichen Mitteleuropa, d.h.aus den heutigen Regionen Böhmen, Mähren und Bayern stammen.“

Infos: https://www.uni-greifswald.de.

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